Mittwoch, 27. Oktober 2010

Summerclip # 48


Censored


" "Keine Macht den Drogen",schon klar.Natürlich,Drogen sind schlecht,böse und kommen direkt aus der Hölle.Engel,Michelle Hunzicker und Gänseblümchen hingegen vom Himmel.Ein wahres Teufelszeug,von dem man besser die Finger lassen sollte.Na und?Verdammt,es macht Spaß.Verdammt großen Spaß.
Man liebt es,den Stoff in Linien zu teilen.Man liebt es sich das schneeweiße Zeug durch die Nase zuziehen.Wie die dreckige Chemie dann langsam den Rachen langrennt und nach immer mehr schreit liebt man.Der Konsum gleicht einem göttlichen Ritual.Der Genuss bringt Menschen zusammen.Es macht Spaß und man kann es gut,sehr gut.Vielleicht hat man deshalb auch so lange damit gewartet,sich alle die Jahre in Sicherheit gebracht.Doch der Verzicht war irgendwann "out".Jawohl,man ist gut darin,Drogen zu nehmen.Feiern nur noch mit den üblichen etlichen harten Drinks hält man mittlerweile für zuwider.
Die eigentliche Grenze erreicht man dann erst Stunden später,das "druff"sein.Das Herz hört nicht mehr auf zu rasen,gefoltert vom Gefühl,dass es einem die Brust zerreißt,rollt man sich zitternd hin und her.Die folgenden 48 Stunden sind also von harter,kalter Abhängigkeit gezeichnet,doch kann man die nächsten Züge kaum erwarten um endlich wieder aus der Hölle ausgepuckt zu werden.
Muss man sich also bei einem Freund dafür entschuldigen,dass man sich nicht um ihn gekümmert hat als dieser Drogenprobleme hatte oder andersrum,sollte er sich nicht besser für das Drogenproblem entschuldigen?Egal,man lässt ihn fallen wie einen zu heiß gewordenen Löffel Heroin! "

Uncensored


Manchmal will man am liebsten alles auslöschen.Zurück auf 'Los'.So wie früher die fehlerhaften Seiten im Cahier einfach ausreißen und nochmal anfangen.Schon längst lässt sich nicht mehr nachvollziehen,wie es überhaupt soweit kommen konnte.Schnell in bizarren Ausflüchten verloren,taumelt man,geplagt von Vorwürfen,Zweifeln und Fragen dem beruhigenden Schlaf davon.Während die Zeit davonläuft und das Ende naht,schleudert die Angst vor der Wahrheit ein unsicheres Ich immer weiter zurück.Bei dieser Wahrheit handelt es sich um eine gänzlich unbequeme,doch umso kostbarer ist sie auch.Zu dieser Angst kommt dann noch Stolz hinzu.Voller Stolz verkümmert man,ohne es zu merken,in einem mechanischen Alltag als Opfer der eigenen strikten Regeln.Immer wieder auf der Stelle tretend,merkt man nicht mal mehr,dass man nicht einen Meter vorwärts kommt,während alle anderen tänzelnd vorbeiziehen.

Freitag, 22. Oktober 2010

Pretty Icons


Der Deutsche Fernsehpreis 2010 blieb von einem wütenden Marcel Reich Ranicki verschont.Schade,hätte er doch erst recht in diesem Jahr allen Grund gehabt,sich über die Verleihung und deren Preisträger zu beschweren und die verrostete Branche zu maßregeln.Von der Jury ausgezeichnet zu werden,war diesmal kein Garant für gutes Fernsehspiel oder hevorragende Leistungen.Dennoch wurde Dominik Grafs "Im Angesicht des Verbrechens" mit einer der (un)beliebten Trophäen prämiert.Und das tatsächlich zurecht.Nachdem die 10 teilige Serie im Frühjahr bereits im Spartensender Arte lief und gerade mal 300 000 Zuschauer erreichte,läuft sie ab heute abend um 21.45 Uhr im Ersten.In der ARD erhält dieses Meisterwerk ausgerechnet den eher unbeliebten Sendeplatz der Tatort Wiederholungen.Wer also an dieser Stelle verstaubte Tatort Oldies erwartet,der wird Augen machen."Im Angesicht des Verbrechens" ist - in Zeiten von "scripted reality" - ein Glücksfall für das deutsche Fernsehen.500 Minuten Spielfilm verpackt in 10 Teilen,die vor allem durch die grandiosen Leistungen aller Schauspieler bestechen.
Momentan kann im deutschen Fernsehen der Produktion von Dominik Graf nichts das Wasser reichen.Die Privatsender fahren schon seit viel zu langer Zeit Traumquoten mit ihren Reality Soaps ein.Dort kann man jeden Nachmittag dem Elend der Nation durch's Küchenfenster zusehen.Junge alleinerziehende Mütter,Schulabbrecher,Vergewaltigungen,Dorgensucht.Damit lässt sich bei niedrigen Kosten eine Traumquote erzielen.
Schade,dass die ARD sich nicht getraut hat "Im Angesicht des Verbrechens" zur Primetime auszustrahlen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Teenage Kicks


Umzingelt von circa 300 Lehrern und anderen zukünftigen Arbeitssuchenden,die sich nach dem Abitur überlegten,endlich Deutsch zu lernen,findet man sich heute morgen in einem Atomschutzbunker ähnlichen Bau wieder.Nein,all das Zwicken hilft nichts,man schläft nicht mehr.Selbst wenn,gelandet wäre man im fleischgewordenen Alptraum.À propos Fleisch.Sicher hocken gerade etliche ökopolitisch korrekte Vegetarier und sogar die weltrettenden Veganer hier im Publikum,schlürfen ihren Ingwertee und knabbern ihre Biomöhre.Doch links nebenan platzierte sich soeben-nachdem sie sich,mit ihrer besten Freundin an der Hand,endlich traute zu fragen,ob die Plätze denn noch frei seien-ein Fleischklopps,der die Möhre sicherlich noch nie probiert hat,sowie von Politik überhaupt keine Ahnung hat.Und entweder hat die fette Sau zu viel Speed gezogen oder muss ganz dringend aufs Klo,egal,feststeht nur,dass sie aufhören muss so hin-und herzuwippen.
Auch ansonsten ist alles wie immer.Der Student gleicht dem Kleinkind,das aus dem Spielparadies abgeholt werden möchte,die Terminkalender braucht hier wirklich niemand,der Stundenplan heißt zwar jetzt Semesterplan,ist aber trotzdem schön bunt angemalt und das Kunstledermäppchen schleift eine kleine süße Stoffente hinter sich her.
Um 1800 fehlte es den Deutschen,damals noch "die Teutschen" an Kunstgeschmack und Takt.Tja,wie auch heute noch,wenn man sich so umschaut!

Samstag, 16. Oktober 2010

Talented Friends

Es scheint beinahe so,als habe es noch kein Diskursfestival gegeben,was so brandaktuell in den Zeitgeist passte,als der diesjährig exkurs es tut."werden zwischen sein".Damit kann ein Jeder etwas anfangen,der sich in einem Raum gebaut aus Vergangenheit,dem Heute sowie der Zukunft bewegt.Leider krebsen immer wieder einige zu sehr im Vergangenen herum genauso wie manche zu sehr an morgen denken.
Es brennt an allen Ecken,wie auch der gestern erschienene Newsletter des Mousonturms gezeigt hat,wird es höchste Zeit,den öffentlichen Raum zurückzuerobern.
Verglichen mit dem wahnsinngen Bahnhofsbau in Stuttgart war der Theaterbau in Gießen ein sog. chinesischer umfallender Sack Reis.Nichtsdestotrotz ging es auch hier beinahe auf die Barrikaden.Die plötzliche Inbesitznahme der Grünfläche schien manchen Anwohner erschrocken und verärgert zu haben.Spätestens jetzt,2 Tage nach der feierlichen Eröffnung des Festivals,das die Studenten der Angewandten Theaterwissenschaft jährlich auf freiwilliger Basis organisieren,sollte jedem klar sein,dass diese etwas andere Nutzung der Wiese eventuell wertvoller für das ohnehin schon verlaufene hiesige Stadtbild war,als das dort übliche Grillen und Chillen.Der temporäre Theaterbau zeigt auch die Bewegung die das kulturelle Leben heraus aus den Hallen,Galerien und Häusern hinein in das öffentliche Leben nehmen muss.

Freitag, 15. Oktober 2010

Basic Space

Das Mousonturm ist zur Zeit in aller Munde.Überall liest,hört und redet man davon.Man selbst hat den Weg dorthin,in diese schöne Ecke Frankfurts,bisher erst einmal gefunden.Erst heute war ein Teil des Mousonturms zu Gast in Gießen.Auf dem exkurs war der Intendant Dieter Buroch heute zu einer Diskussionsrunde eingeladen.Und soeben flatterte der Newsletter herein und dessen Message will man gerne hier hinausposaunen.Also:

Studien zeigen, dass 100 Euro, die in ein Erlebnis investiert werden glücklicher machen, als dieselbe Summe für irgendein materielles Dingsda. Verzichten Sie also auf komische Accessoires, Leoparden-High-Heels, den x-ten Plasmabildschirm und fettes Tütengebäck. Im Theater wird Letzteres eh' nicht gern gesehen, macht Künstler nervös und Sitznachbarn wild. Vielleicht erfinden wir Aromakapseln, die ganz leise in uns selbst aufploppen und auch nur dort einen unbeschreiblichen Duft verströmen, der Aufführungen mit abenteuerlichen Geschmackskurven synästhetisch bereichert......

Seien Sie nicht interpassiv und verschieben den Genuss nicht, sondern schauen Sie sich Kunst unmittelbar, in konkreten Räumen, live, selbst an!
Den Hamburger sollen gerade Theater und Museen weggespart werden!
Das geht so nicht.
Macht Lärm!

Davon zutiefst erschüttert,packt man nun seine Jutetasche und tritt hinaus um das heimische Kulturleben vor dem Aussterben zu schützen.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Summerclip #47