Freitag, 3. September 2010

See How They Shine


"Braucht Gießen eigentlich ein Dachcafé?" wanderte heute morgen durch den Kopf.2 Jahre war das Café über den Dächern Gießen's geschlossen,Jahre indenen es manche der konservativen Stammkunden dahingerafft haben dürfte.Das Café selbst kommt aber extrem verjüngt und faltenlos aus der Pause zurück.Am vergangenen Wochenende also hat es endlich seine Fahrstuhltüren und Treppenhäuser ( für diejenigen,die auf ihre Figur achten müssen ) geöffnet.Man wurde das Gefühl nicht los,als habe die komplette Stadt darauf gewartet.
Die Türen schieben sich geräuschlos zur Seite und die erste Aussicht aus dem Lift heraus ist aller erste Sahne.Hatte man doch die Einrichtung des ehemaligen Dachcafés als dunkel,schwer und erdrückend in einer gar nostalgischen Erinnerung gehalten,punktet es heute durch helles,klares Design.Beinahe ökologisch organisch kommt es daher.Vielleicht will man damit von dem leuchtenden Schriftzug,der sogar -an ballermann'sche Leuchtreklame- erinnernd,die Farbe wechselt,ablenken.Manch einen lässt das Holz an den schwedischen Möbelriesen denken.Doch vielmehr rückt die ruhige,schlichte Einrichtung die einmalige Sicht noch stärker in den Vordergrund.In Ruhe stundenlang die Nase an der stets lupenreinen Fensterscheibe plattdrücken,wird durch die minütlich antänzelnden Bedienungen allerdings schwierig.Von den circa 20 Bedienungen wird man noch angefasst,wie ein rohes Ei.Die Aussichtsplattform dort oben dürfte allen Spannern der Stadt viel mehr Freude bereiten als ein lächerliches Google Street View.
Der Konditor hat sich auch in den Jahren der grundlegenden Sanierung nicht geändert,folglich schmeckt alles aus der Kuchentheke hervorragend.
Legt sich langsam die Nacht über Gießen,pilgern all die geschmacklosen und bildungsfernen iPhone Nutzer und Markenfetischisten in den 13. Stock und verwandeln das Dachcafé endgültig ein eine prollige Skylounge.Jetzt stehen Bussi Bussi und schäumender Smalltalk auf der Karte.Latte Macchiato fließt ebenso in Strömen wie Bier mit fruchtigen Geschmack (pardon:flavour).Doch zum Glück verfügt die Stadt neben den Himmelstürmern auch über einen fetten Untergrund!

2 Kommentare:

  1. da fällt mir ein spruch ein, den die gießener sehr gerne gebrauchen:
    "von gießen aus direkt in den himmel."
    im dachcafe sozusagen auf halbem weg?..

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  2. und noch: gießen d.c. (district of commerz)

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